Erinnerungen an meine CB-Funk Zeiten
Es war kurz nach der Wende, also Anfang der 90er Jahre, als meine Familie aus einer Kleinstadt mit etwa 4000 Einwohnern in ein 2 Km entferntes Dorf zog. Raus aus dem Altbau mit Kohleofen und dem gemeinsamen Kinderzimmer mit meiner Schwester, rein in den Plattenbau mit DDR-Charme…
Wir bezogen in der vierten von fünf Etagen eine Wohnung mit zwei kleinen, aber eben getrennten, Kinderzimmern. Der erste kleine Schritt in Richtung Freiheit für mich!
Mein kleines Reich war ein Schlauch von etwa 5×3 Meter. Es gab die erste „Jugendzimmer-Schrankwand“ mit Schreibtisch und einen extra Schreibtisch mit Fernseher, der gleichzeitig als Monitor für den ersten eigenen Computer, einem C64 mit Kassettenlaufwerk, diente. Unterhalb vom Fenster stand quer mein Bett, welches tagsüber als Sofa genutzt wurde. An der Wand unterhalb vom Fenster hing die Heizung, darüber ein normal breites, aber sehr sehr tiefes Fensterbrett, welches als Ablage für mein neues CB-Funkgerät diente…
Es war ein Conrad C-Mobil welches dort auf einem Holzbrett befestigt war. Im Sommer stand es auf der Heizung, im Winter weiter oben auf dem Fensterbrett. Mit Micro und Lautsprecher war ich also mit der nahen Welt verbunden. Nah deshalb, da ich natürlich keine riesige Antenne aufbauen konnte. Es gab eine 90Grad Winkelantenne, die auf dem Balkon stand und in eine Richtung zeigte. Leider in Richtung Osten und nicht Westen, aber so war eben die Ausrichtung des Hauses.
Jeden Abend hing ich am Funk. Anfang der 90er hatten viele meiner Schulkameraden ein eigenes Funkgerät. So konnte man auch nach der Schule Kontakt halten, sofern man dies wollte. Viel viel interessanter waren jedoch die sogenannten Stammkanäle! Man traf sich Abends nach dem Essen oder nach der Tagesschau auf dem Kanal und unterhielt sich. Oftmals ging dies stundenlang so und die Kanäle waren dermaßen überfüllt, dass man zig mal x x x x x rufen und warten musste bevor einem das Wort erteilt wurde. Von 40 Kanälen waren mindestens die Hälfte besetzt mit kleineren bis eben auch riesigen Gruppen.
Irgendwann bekam ich einen „Job“. Mittels Videotext, BTX bzw. T-Online hatte ich Zugriff auf jede Menge Informationen. Sei es Sportergebnisse oder Nachrichten. Da ich damals schon eine Mailbox betrieb, Chefredakteur der Schülerzeitung (nur während der Projekttage) war und somit irgendwie immer die Lust hatte eine Art Infoportal zu führen (klingt komisch aber nicht umsonst gab es die Mailbox und heute meine Webseiten) kam mir die Idee aus diesen Informationen etwas zu machen.
So wechselte ich meinen CB-Funk Rufnamen und hieß ab sofort Info01. Rentner, die sich mit dem PC nicht auskannten, aber eben Fit am Funk waren, fragten mich etwas und ich besorgte die Informationen. Wie hat mein Verein gestern gespielt, wie ging der Boxkampf gestern Nacht in den USA aus und so weiter und so weiter.
Jahre später, es muss 1997 gewesen sein, hatte ich dann mein erstes Auto. VIEL VIEL MEHR FREIHEIT, aber noch immer waren die CB-Funk Zeiten aktiv. Sicherlich etwas geringer, da das Internet, T-Online und AOL aufkamen, aber tot war es keinesfalls.
Ich besorgte mir eine Magnetfußantenne und eine AM taugliche Albrechtfunke fürs Auto. Nun konnte ich morgens auf dem Weg in die Ausbildung hören ob Straßen voll waren oder frei und dies war oft sehr hilreich um nicht zu spät zu kommen.
Nach meinem Umzug an die Küste schlief das Hobby total ein. Das Internet übernahm natürlich total das Kommando und die Funkgeräte verschwanden in den Kellerschrank. Als ich mir damals den L300 gekauft hatte, konnte ich sowohl die Albrecht als auch die Magnetfußantenne nutzen. Spaß brachte dies aber relativ wenig, denn es ist doch sehr sehr ruhig geworden auf Kanal 9 am. Am De Brööömkopp gibt es keine Möglichkeit die Antenne anzubauen, auf einen Neukauf einer Motorhaubenantenne habe ich bisher verzichtet, da es wirlich wenig Sinn macht. Ich müsste schon häufig Konvoi fahre, was ich nicht bzw. eigentlich NIE mache. Eigentlich schade, aber die CB-Funk Zeiten sind wohl entgültig vorbei…
Es grüßt von der Ostsee
Marko Andrae Meyer alias Info01 😀
Eine Antwort zu “Ab viertel nach acht auf Kanal acht…”
[…] Hier kannst Du den alten Beitrag über das Thema CB-Funk lesen: https://frose460.de/2015/11/30/ab-viertel-nach-acht-auf-kanal-acht/ […]
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