Von Franken ins Westallgäu (Reisebericht)

      

EXPEDITION SÜDDEUTSCHLAND

VON FRANKEN INS WESTALLGÄU

EIN REISEBERICHT VON MARKO ANDRAE MEYER

Im September 2017 startete ich endlich meine Expedition Süddeutschland, die mich bis an den Bodensee und in den Schwarzwald führen sollte …

Nach mehrstündiger Fahrt nähere ich mich am Mittwoch, dem 20. September der unterfränkischen Metropole Würzburg. Diese Stadt soll die erste Station auf meiner großen Reise, der Expedition Süddeutschland werden.

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Es ist später Nachmittag, ich bin müde und ziemlich kribbelig.

Wird der Wagen halten?

Werde ich die Tour gesundheitlich durchstehen?

Wird das Wetter gut sein?

All dies schießt mir pausenlos durch den Kopf. Es herrscht Hirnchaos!

Ich fahre von der Autobahn 71 ab, die zwar viele Tunnel hat, aber nun auch nicht wirklich spektakulär ist, zumindest hatte ich am 1. Reisetag diesen Eindruck und da der 1. Reisetag bei mir immer schlecht ist, muss dies nichts bedeuten!

Ich fahre also von der Bahn und durchstreife die ersten Dörfer auf der Suche nach einem Schlafplatz. Langsam rolle ich durch enge, verwinkelte Gassen und sehe plötzlich eine Garage an deren Tor ein Schild hängt während links daneben ein älterer Mann steht.

Auf dem Schild steht geschrieben: „Für Diebe betreten verboten!“

Ich muss lachen und halte an. Ich kurbel die Fensterscheibe herunter und spreche den Mann an. „Hallöchen! Da habe ich ja noch mal Glück, dass ich kein Dieb bin!“ sage ich und zeige auf das Schild. Wir lachen beide!

Ich lobe ihn, wie sauber und schön doch dieses Dorf ist, und frage nach einem Stehplatz. Er verweist mich auf den örtlichen Friedhof und ich verabschiede mich. Wie sich herausstellt, ist der Friedhofsparkplatz nichts…

Ich fahre weiter und komme in Arnstein an. Ich rolle durch den Ort und finde schließlich die Pfarr und Wallfahrtsskirche Maria Sondheim, die ich für eine Friedhofskapelle halte, und stelle mich auf deren völlig leeren Parkplatz.

Geschafft! Ich habe den ersten Schlafplatz gefunden. Hier bleibe ich. Hier ist es ruhig!

Nunja, was ist schon ruhig? Hinter den Bäumen scheint Natur zu sein. Was ich nicht bemerkt habe, hinter den Bäumen ist auch ein Gleis. Ein Gleis auf dem Güterzüge fahren! Na das kann ja eine Nacht werden…

Am nächsten Morgen erwache ich und draußen herrscht Nebel. Da ich gestern einfach nur fertig war, habe ich keine Fotos von der Kapelle geschossen. Nur ein schneller Handysschnappschuss muss genügen, da an diesem Morgen keinerlei Sicht war!

Nach dem Frühstück fahre ich in Richtung Würzburg und halte Ausschau nach einer Tankstelle. Ich parke auf dem Gelände eines Autohauses plus einer Agip Tanke ein und erblicke mein Spiegelbild in der Glasscheibe.

Ich steige aus, schnappe mir beide Rucksäcke (Wertgegenstände und Bade bzw. Waschzeug) und gehe hinein.

„Guten Morgen“ rufe ich dem Zeitunglesenden Tankwart fröhlich entgegen. Er blickt auf und brummt: „Grüß Gott“.

Da stand er. Der Tankwart aus Franken. Ein echter Franke!!!

Ein Franke, den ich zu kennen meine. Woher nur? Wer ist das?

JETZT HAB ICH ES! DAS KANN DOCH NICHT? IST ER ES? NEIN, ABER DIESE ÄHNLICHKEIT!!! schießt mir durch den Kopf als ich den Tankwart vor mir sehe.

ca. 1,70m groß, Elviskotletten, die fettigen Resthaare über die Glatze gekämmt, braunes Opppa-Karohemd, alte Hose.

Der Typ sah EXAKT nach Matthias Egersdörfer aus, aber wirklich 100%

Fotoquelle: ytimg.com

„Dürfte ich bitte Ihre Toilette benutzen?“ fragte ich höflich.

„Matthias“ schaut mich an. Er mustert mich schweigend von Kopf bis Fuß.

Was hat er nur, denke ich mir. Okay, 1 Rucksack auf dem Rücken, 1 in der Hand. Kurze Jeans und hopppppppala, ich trage ja auch ein Karohemd. Seh ich am ersten Reisetag schon so fertig aus???

„Da vorn durch die Glastür“ antwortet er im fränkischen Dialekt und glaubt es mir oder glaubt es mir nicht, aber er klang auch noch nach dem oben genannten Kabarettisten.

Ich gehe ins Bad und erledige was zu erledigen ist.

Als ich herauskomme frage ich höflich „bin ich Ihnen etwas schuldig“, in der Hoffnung er sagt nein.

Er tat es wieder! Er musterte mich erneut von Kopf bis Fuß. Sein Blick war einmalig. Ich kam mir vor wie ein Fremdkörper, der sein morgendliches Bildzeitungsuniversum zerstörte.

„50 Cent!“

Ich stelle die Rucksäcke ab und krame drin herum nach der Geldbörse. Ach nee, die hab ich ja wo anders. Hehe. Es dauert und dauert. Ich lege ihm die 50 Cent auf den Tresen und verabschiede mich.

Von ihm kommt kein Wiedersehensgruß, ich gehe hinaus und fahre davon… natürlich in die falsche Richtung!

Im nächsten Ort bemerkte ich meinen Fehler und drehe um. Ich fahre an der Tankstelle vorbei und schaue hinein. Herr „Egersdörfer“ steht in der Tür und beobachtet mein Vorbeirollen. Unsere Blicke treffen sich. Er verfolgt mich, bis ich außer Sichtweite bin.

Muhhahaha. Welch eine irre Begegnung! Ich bin perplex, muss aber im Auto laut lachen, da es einfach so schräg war…

Würzburg

Ich kam in Würzburg an und parkte meinen Wagen rückwärts am Dom. Am Dom trifft es wirklich, denn ich habe absichtlich so eng geparkt, dass niemand das Fahrrad hinten abschrauben kann. Die paar Meter wollte ich zu Fuß laufen und das Rad auf dem Träger lassen.

Ich zahlte die teuren Parkgebühren und ging los. Ich schoss die ersten Fotos von Würzburg. Noch sind sie zaghaft. Hier stehen Leute, dort sind Autos, Mülleimer, Schilder im Weg. Alles irgendwie nicht optimal.

Da ich Architekturbegeistert bin, interessierte mich beispielsweise diese Einfahrt hier und ich musste sie fotografieren.

Würzburg am Main

Auf dem Marktplatz konnte ich dann die ersten guten Fotos machen. Wie immer steht die Architektur im Vordergrund!

Würzburg am Main

Im Dom konnte ich weitere Fotos knipsen und einiges betrachten. Dieser Prunk ist schon beachtlich. Man muss ihn nicht mögen, aber beindruckend ist es schon!

Würzburg am Main

Hier geht es zum Tagesbericht Würzburg, Rotenburg, Dinkelsbühl: https://frose460.de/2017/09/21/wuerzburg-rothenburg-dinkelsbuehl/

Und hier seht Ihr das komplette Fotoalbum aus Würzburg:

Würzburg am Main

Rothenburg ob der Tauber

Ich ging zum Bus, das Fahrrad war nach wie vor auf dem Anhänger. Ich programmierte Rothenburg ein und fuhr aus der Stadt raus nachdem ich noch Fotos am Mainufer geschossen hatte.

In Rothenburg angekommen stellte ich meinen Bus ab und parkte das Fahrrad rückwärts mehr oder weniger in einer Hecke. . Der Parkplatz war kostenlos. Ich zog mich um, ich schwitze natürlich wieder wie S… aber so ist das nun mal, und ging in die Altstadt.

Als erstes kletterte ich eine Mauer hoch und fotografierte von der Mauer aus. Danach ging es los zum Stadtrundgang.

Rothenburg ob der Tauber

Die ersten schnuckeligen Häuser stellten sich mir vor die Linse ^^.

Rothenburg ob der Tauber

Als ich gerade einen Turm fotografieren wollte, fuhr ein Mercedes Sprinter hindurch und näherte sich meiner Position. An Bord ein Pärchen, Mitte 40/50 würde ich sagen.

Rothenburg ob der Tauber

Ohje. Jetzt hier mit einer Frau zu sein. Ein schönes WoMo, nette Gesellschaft. Ja, das wäre was! Dies schoss mir in diesem Augenblick durch den Kopf, ich war ein bissel neidisch!

Dann bog ich in einen Hinterhof ab, wo sich kein Mensch befand, und ich schöne Häuser fotografieren konnte.

Rothenburg ob der Tauber
Rothenburg ob der Tauber

Als ich durch einen Gang lief konnte ich dieses Panorama genießen. Leider ist das Foto überbelichtet, aber es geht gerade noch so.

Rothenburg ob der Tauber

Selbstverständlich durfte Deutschlands meist fotografiertes Gebäude nicht fehlen…

Rothenburg ob der Tauber

…und dann kamen sie. Die Touristenströme!!!

Rothenburg ob der Tauber

Während ich gerade fotografierte rempelte sich, ohne sich dafür zu entschuldigen, jemand an mir vorbei. Es war eine Blondine, die mir mit dem Satz „Do you want this Schnaps?!?!?“ den Rest des Tages nicht mehr aus dem Kopf ging. Eine Touristenführerin, die gerade eine kleine Gruppe durch die Straße führte.

Rothenburg ob der Tauber

Das Gute: Sie begleitete mich mehr oder weniger, da wir uns stets auf gleicher Höhe befanden, und ich konnte, zwar auf Englisch aber ich habe dennoch alles verstanden, praktisch kostenfrei an einer Stadtführung teilnehmen.

Ich fotografierte bunte Häuser, Souvenirshops mit typisch deutschen Produkten, wie z. B. Schweizer Messer (????????????) und stand plötzlich vor einem Waffengeschäft.

Rothenburg ob der Tauber

Statt Waffen zu kaufen interessierte ich mich eher für Bullis, aber die Preise waren mir dann doch zu happich, da bin ich weiter gegangen…

Rothenburg ob der Tauber

…und zwar direkt in den nächste Bäckerei. Es gibt in Rothenburg diese Kugeln bzw. Bälle. In jedem Shop steht „Nur hier gibts das Original!!!“ was mir schon mal spanisch vor kam. Die Preisunterschiede jedoch viel mehr. Ich entschied mich für 1,60 Euro solch ein Teil zu kaufen und gab mein letztes Kleingeld aus, was sich gleich noch als Fehler herausstellen sollte.

Ich ging nämlich weiter, in einer Hand die bröselige Kugel in einem Papierbeutel. In der anderen die Kamera. Denn nun kam er, der König der Selbstdarsteller!!!!!!!

Zorro auf seinem Pferd….. ähm, keine Ahnung wie es hieß…… und seinem kleinen Quietschehund.

Rothenburg ob der Tauber

Schnell griff ich die Kamera und knipste während mir mit der linken Hand der Ball zerbröselte.

Wie ich die Kamera so wegsteckte hörte ich, dass Zorro etwas sagte. Ich blickte auf und er sagte auf englisch, dass ich doch etwas spenden sollte.

Okay dachte ich, machste. Er muss auch von etwas leben. Alles gut!

Ach neeeee, womit denn? Du hast nur einen Zehner in der Tasche und 5 Cent. Das wird nix! Sssssch……..

Also aß ich meinen zerbröselten Ball und tat so als hätte ich es nicht verstanden.

Natürlich wusste ich, dass er es merkte. Und natürlich wusste er, dass ich wusste, dass er wusste, das ich es……. na Ihr wisst schon!

Jedenfalls ging ich an ihm stramm vorbei und er sagte auf englisch: „Yeeeeeah, gooooo away and fuck offffff!“

Ich dachte nur, jo, Du hast es verdient! Alles gut! Er muss auch leben! Böser Marko!

Woraufhin jedoch die anderen Leute drum herum (und es waren viele Leute) auf Deutsch in seine Richtung tönten „Frechheit“.

Ich ging weiter und ließ mich nicht aus dem Konzept bringen. Ich hatte eh mit der Anzahl der Menschen zu kämpfen, war am schwitzen und dann rammelte mir die Touristenführerin schon wieder die Hände in den Rücken weil sie sich den Weg freimachte.

Als ich auf dem Marktplatz stand, kam schon wieder ein Benz angefahren. Dieses mal jedoch ein Luxus VIP Taxi. Wer da wohl drin saß? ^^

Rothenburg ob der Tauber

Ich ging weiter und kam am nächsten Turm an. Nun war ich wieder draußen aus der Altstadt und dachte, ich hätte die Orientierung verloren. Doch schon nach 100 Metern sah ich etwas bekanntes und wusste, ich bin auf dem Weg zum Bus.

Dort angekommen war ich der Meinung für heute ist Feierabend, doch es kam anders. Ganz anders!

Hier gibts die Fotos aus Rothenburg, den Bericht hatte ich weiter oben bereits verlinkt:

Rothenburg ob der Tauber

Dinkelsbühl

Ich wollte mir auf dem Weg nach Dinkelsbühl einen Schlafplatz suchen, doch da der Weg so kurz war, und ich mitten in der Altstadt von Dinkelsbühl kostenfrei parken konnte…

Dinkelsbühl - Deutschlands schönste Altstadt

…entschied ich mich für einen weiteren Stadtrundgang.

Dinkelsbühl hat die schönste Altstadt Deutschlands! Dies könnte man jetzt einfach nur kommentarlos unterschreiben, aber das geht so natürlich nicht!

Dinkelsbühl ist schön! Punkt!

Ich hätte jedes einzelne Haus bewundern und fotografieren können. Ich hätte mich hier ewig aufhalten können! Aber Dinkelsbühl hat leider auch eine befahrbare Altstadt und dies bedeutet Autos Autos Autos und noch viel mehr Autos!!!

Dinkelsbühl - Deutschlands schönste Altstadt

Ich mag Autos und ich mag befahrbare Innenstädte mit gratis Parkplätzen, aber diese so wunderschöne Stadt durch diese Autos zu zerstören ist einfach nur grausam.

Es ist laut!

Es ist eng!

Ständig muss man aufpassen nicht einem Auto vor die Füße zu laufen, wenn man fotografiert!

Ständig sind Autos im Weg!

Ein Haus zwischen 2 fahrenden Fahrzeugen zu fotografieren ohne ein Stück vom Wagen drauf zu bekommen ist schlicht unmöglich!

!!!!!!!!!ES NERVT!!!!!!!!

Aber dennoch steht für mich die Architektur im Vordergrund und ich habe fotografiert was das Zeug hält! Es war der pure Wahnsinn! Ein Haus schöner als das andere. Ich kann nicht behaupten hier eine Top 3 aufstellen zu können. Mir hat nahezu jedes Haus gefallen!

Dinkelsbühl - Deutschlands schönste Altstadt

Die Häuser sind sauber. Ordentlich. Es gibt wirklich nichts zu meckern, wenn eben die Autos nicht wären!!!

Dinkelsbühl - Deutschlands schönste Altstadt

Auf dem Rückweg zum Auto liefen vor mir Mutter und Tochter. Man führte Gespräche über Ohrringe, die im Schaufenster liegen und und und. Dazu die lustige Bommel auf dem Helm. Ich fand die Szenerie so witzig und schon kam wieder der, naja Neid kann man es gar nicht nennen, aber die Sehnsucht auf und ich musste mir sagen: „Nein Marko, Du wolltest nie eine Familie! Alles ist gut! OOOOMMMMMMMMM!!!!!!“

Dinkelsbühl - Deutschlands schönste Altstadt

Dann kam ich am Bus an und nahm mir vor jetzt einen Schlafplatz zu suchen und grob die Richtung Ulm einzuschlagen. Das ich auf der schwäb. Alb keinen Platz finden würde, dachte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Schließlich kam ich im Dunkeln an und befand mich nun wenige Kilometer vor Ulm.

Hier geht es zu den Fotos aus Dinkelsbühl:

Dinkelsbühl - Deutschlands schönste Altstadt

Ravensburg und das Westallgäu

Am nächsten Morgen wachte ich auf und war direkt kribbelig. Ich wusste, heute Abend werde ich am Bodensee sein und hätte mein Ziel erreicht!

Ich startete in den Tag und fuhr nach Ravensburg. Es ging durch Ulm hindurch (Umweltzone) ohne Halt zu machen und dann am Hymer Museum vorbei in die Stadt hinein.

Ravensburg in Oberschwaben

Mir fielen nicht nur die tollen Häuser auf sondern auch die zahlreichen, wunderschönen Frauen. Eine hübscher als die andere. Was war denn dort los???? Wahnsinn! Puh, ich wusste gar nicht wo ich zuerst hinsehen soll!

Hier geht es zum Ravensburgalbum:

Ravensburg in Oberschwaben

Noch beeindruckender war nur die Landschaft nachdem ich aus Ravensburg raus war und nach Lindau am Bodensee wollte.

Ich musste hier unbedingt anhalten, denn dies sah einfach nur wuchtig aus:

Ravensburg in Oberschwaben

Noch wuchtiger oder auch eindrucksvoller war jedoch der allererste Blick auf die Berggipfel im Hintergrund. Bessere Fotos wird es leider von den Alpen nicht geben, aber immerhin etwas!

Ravensburg in Oberschwaben

Noch wenige Kilometer, dann hatte ich es geschaft! Ich war am Bodensee angekommen…

Liebe Blogleser, morgen geht es weiter mit der Region Bodensee und dem Rheinfall/Schaffhausen!